Hintergrund
Geschichte
In skandinavischen Ländern hat das Spiel in der Natur und die damit verbundene Bewegungsfreiheit bereits lange Tradition. Ella Flatau, eine Frau aus dem dänischen Søllerød, begründete bereits in den 1950er Jahren den ersten Waldkindergarten, nachdem sie zunächst mit ihren eigenen Kindern und Nachbarskindern häufig in den Wald gegangen war und diese Form der Kinderbetreuung großes Interesse bei anderen Eltern hervorgerufen hatte.
1993 öffnete der erste anerkannte Waldkindergarten Deutschlands in Flensburg. Seitdem entstanden über 1500 Einrichtungen im deutsch-sprachigen Raum. In Österreich ist dieses Konzept noch jung. Am 3. Mai 2018 fand der 1. Internationale Tag des Waldkindergartens statt.
Natur wirkt
Erziehung, Bildung und Betreuung findet außerhalb fester Gebäude im Wald statt. Dabei nutzen wir die Ressourcen des Waldes bewusst. Im Freien bewegen sich Kinder mehr. Bewegung ist Grundlage für Lernprozesse und ganz eng mit der Entwicklung des Denkens und der Emotionen verknüpft.
Natur verbessert das Wohlbefinden und dämpft Stress. Natur verbessert das Selbstwertgefühl, erhöht das Selbstbewusstsein und stärkt das Selbstvertrauen. Natur fördert die Selbstständigkeit, die Konzentrations-fähigkeit und kann den Lernerfolg verbessern.
Natur verbessert das Sozialverhalten und die Sprachkompetenz.
Das Spiel im Wald führt zu einem besseren Umweltbewusstsein und zu einer tieferen Naturverbundenheit.
Spielmaterial ist alles, was sich in der freien Natur findet wie Äste, Steine, Erde, Blätter, Rinde oder Federn. Durch das stark reduzierte und vielseitig einsetzbare “Naturspielzeug“ wird die Fantasie der Kinder angeregt.
Nicht zuletzt wirkt Natur auch auf die physische Entwicklung und die Gesundheit. Natur fördert Krankheitsresistenz, die Bewegung im Freien die motorischen Fähigkeiten und trägt zu einem gesünderen Körpergewicht bei.
Waldkindergarten ≠ Waldorfkindergarten
Manchmal werden Waldkindergärten aufgrund der namentlichen Ähnlichkeit mit Waldorfkindergärten verwechselt. Zwar wird auch hier versucht, die Kinder für Natur zu interessieren und sich mit den Naturmaterialien auseinanderzusetzen, der Ansatz ist aber ein anderer. Waldorfkindergärten besitzen ein festes Gebäude; Bestimmte Grenzen, die in Regel- oder Waldkindergärten gesetzt werden, sind im Waldorfkindergarten etwas aufgeweichter.
Literaturempfehlung:
Startkapital Natur: Wie Naturerfahrung die kindliche Entwicklung fördert
von Andreas Raith und Armin Lude (2014)
Wie Kinder heute wachsen: Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Fühlen und Denken
von Herbert Renz-Polster und Gerald Hüther (2016)
Der Waldkindergarten: Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes
von Ingrid Miklitz (2011)
Green Care Bildungsunterlage -Waldkindergärten in Österreich
von Katharina Bancalari (2015)
